Das Jubiläum
Jubiläen bilden stets den Anlass zu Rückblicken, und die 20. Reunion der FULCRUM-Traditionsstaffel machte da keine Ausnahme. Oberstleutnant a.D. Peter „Stoini“ Steiniger, einer der drei „Einsatzoffiziere“ der Staffel und nach den Worten von „Staffelkapitän“ Generalleutnant a.D. Jürgen Höche der „Spiritus rector“ der Traditionsgemeinschaft, drohte zwar, diese auf nur „wenige Stunden“ zu beschränken, aber am Ende war es doch eher ein Parforce-Ritt mit Bildern durch die Staffel-Geschichte, die am 29. November 2001 mit der Gründung dieser kleinen, aber feinen Traditionsgemeinschaft ihren Anfang genommen hatte. Zunächst aber hatte wie üblich der Staffelkapitän das Wort, bei dem er leider auch einen traurigen Anlass ansprechen musste: Die Traditionsgemeinschaft hatte im Mai 2024 mit Oberstleutnant Andreas „Gasman“ Gassner eines ihrer Mitglieder verloren. Nach einer Schweigeminute begrüßte Höche dessen Witwe Michaela Gassner auf der Reunion mit dem abgewandelten Goethe-Zitat: „Wer tief in seinem Gedächtnis etwas besitzt, dem kann der Tod es nicht nehmen“ und fügte hinzu: „Unsere Kameraden bleiben fest in unserem Gedächtnis“, was mit lautem Beifall aus dem Saal begrüßt wurde.Begrüßt wurden weiterhin die Ehrengäste Anne Sailer von der Fliegerkneipe in Berlin und Stabsfeldwebel Udo Leucht, seinerzeit Spieß der 1. (FULCRUM-)Staffel des damaligen Jagdgeschwaders 73 „Steinhoff“ (heute: Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ / TaktLwG 73 „S“) und noch aktiv im Gefechsstand der Staffel,sowie die Mitglieder mt der weitesten Anreise, beide ehemalige Offiziere der US Air Force: Lieutenant-Colonel (retired) Michael Jaensch mit seiner Frau Rebecca sowie Major (retired) Douglas Russell mit seiner Frau Kelly, die den Weg aus Texas beziehungsweise Nevada auf sich genommen hatten, um bei der Jubiläums-Reunion dabei zu sein.
Ein weiterer „Special guest“ war der Stellvertreter des Kommodore des TaktLwG 73 „S“, Oberstleutnant Stephan Mohler, der tatkräftig für ein beeindruckendes Rahmenprogramm der Jubiläums-Reunion auf dem Fliegerhorst Laage gesorgt und die Teilnehmer tags zuvor beim Kurzbesuch im – inzwischen völligumgestalteten – Gebäude der 1. Staffel persönlich begrüßt hatte. Zwar gab es wegen Bauarbeiten an der Startbahn keinen Flugbetrieb im Geschwader, aber immerhin konnte ein Eurofighter in seiner Abstellbox genauer in Augenschein genommen werden. Und beim anschließenden Höhepunkt des Programms hatte jeder, der wollte, im Simulator Gelegenheit, diesen Nachfolger der MiG-29 artgerecht zu bewegen – für manch altgedienten FULCRUM-Piloten ein Ereignis, von dem noch auf dem eigentlichen Reunion-Abend geschwärmt wurde. Ein gemeinsames Essen im Offizier-/Unteroffizierheim rundete das Rahmenprogramm ab. Zum Dank überreichte Major a.D. Rainer Hankowiak im Namen der Staffel an Oberstleutnant Mohler eine der raren Flaschen MiG-29-Sekts aus Preschen.
Vom Geschwaderbesuch war bereits ein Film entstanden, der – von Steinigers Tochter Alexandra als Angehöriger des Fachmedienzentrums Laage in Nachtarbeit geschnitten und vertont – ebenso über die Großbildleinwand im Festsaal des Hotels Radisson Blu in Rostock flimmerte wie die Fotos der vergangenen 19 Reunions, die der rührige „Einsatzoffizier“ nach dem wie üblich positiv ausgefallenen Bericht von „Rechnungsführer“ Oberstleutnant Jürgen Schumann im Schnelldurchlauf präsentierte: Vom Abschied von der MiG 2004, als die letzten deutschen FULCRUMs an die polnische Luftwaffe übergeben wurden (mit denen 2015 bei der 13. und ersten Auslands-Reunion in Danzig und Malborg ein Wiedersehen gefeiertwurde) über die Veranstaltungen in Dierhagen, Dresden, Rostock, Berlin, Leipzig, Graal-Müritz, Potsdam und Laage bis hin zur 15. und zweiten Auslands-Reunion im österreichischen Salzburg 2017 und der 18. und dritten Auslands-Reunion 2022 im schweizerischen Luzern mit Besuch der Axalp-Airshow der eidgenössischen Luftwaffe. Corona-bedingt fielen 2020 und 2021 die Treffen aus und 2021 gab es nur eine kleinere Zusammenkunft in der von Oberstleutnant a.D. Bernd Pfähler – ebenfalls „Einsatzoffizier“ der Traditionsstaffel – mitbetriebenen Kneipe „Schallmauer“ in Rostock, die auch am Ankunftstag zur 20. Reunion der abendliche Anlaufpunkt für die Teilnehmer mit großzügig gesponsertem Biervorrat wurde.
Und nun? „Quo vadis“, fragte Steiniger am Ende seines Vortrags. Wie geht es weiter? „Ich bin gerne der Funke, aber das Feuer seid Ihr“, gab er den mehr als 70 Jubiläums-Teilnehmern mit auf den Weg. Er sei gerne bereit, weitere 20 Reunions zu planen. „Also: Macht Vorschläge!“ Die kamen denn auch im Laufe des Essens und dem weiteren Fortgang der Feier. Durchaus möglich, dass die nächste Reunion im bayrischen Manching stattfindet – mit Besichtigung der dortigen Eurofighter-Fertigung – und eine weitere gar in Spanien. Die Zukunft wird es zeigen. Aber erst einmal wurde die Nummer 20 ausgiebig begangen, wenn auch nicht so weit in die frühen Morgenstunden, wie es früher üblich war: Schon um 2.30 Uhr sammelten sich die Reste, um auf ihre Zimmer zu verschwinden. Kann es sein, dass wir älter werden?!